Mittwoch, 30. April 2008

Männersache

Papierstau im Fax? Kein Toner im Drucker? Lächerlich! Hier gibt es im Büro noch Aufgaben für echte Kerle, z.B. den Austausch der Zylinderkopfdichtung am Notstromaggregat:

Sonntag, 27. April 2008

Betriebsfest

Am Donnerstag haben wir unseren Campus offiziell eingeweiht, immerhin tummeln sich schon mehr als 120 Mitarbeiter bei uns. Dazu gehört in Indien eine Puja Zeremonie, bei der unser Chef eine Kokosnuss zertrümmert hat und der Ganesh am Eingang besonders geschmückt wurde:



Im Laufe des Tages lies sich dann noch unser CEO blicken, aber so richtig ging es erst nach Sonnenuntergang los. Als sich die Temperaturen wieder 30 Grad näherten (von oben, tagsüber sind es über 40 Grad) spielte die Band die neuesten Hindi-Hits, dazu tobte die Menge im besten Bollywood Stil. Es ist ganz einfach, einfach nur die Arme in Höhe halten und mit den Händen wedeln, wer es dann noch schafft auf einem Bein zu hüpfen gehört schon zu den Fortgeschrittenen - ich bewerbe mich jetzt bei RTL2.

Samstag, 26. April 2008

Ein langer Weg

Dixit, mein Fahrer, erzählte mir neulich stolz von seiner Tochter, die in der achten Klasse das beste Zeugnis im gesamten Bezirk bekommen hat und jetzt sogar ein Stipendium von 1000 Rupien im Monat bekommt. Wer glaubt, daß umgerechnet 16 Euro nicht viel sind, sollte wissen daß ihr Vater lediglich 6000 Rupien im Monat verdient. Neugierig fragte ich Dixit, was denn seine Tochter später mal machen will - in der Hoffnung irgendwas wie "Ärztin", "Lehrerin" oder "Astronautin" zu hören. Die ernüchternde Antwort: "When she 17 or 18, I will wed her".

Jeden Morgen strahlt mein Auto wie frisch gewaschen. Und es wird auch wirklich jeden Morgen gewaschen. Allerdings nicht von Dixit. Obwohl er selber nicht viel verdient und eigentlich den ganzen Tag Zeit dafür hätte, bezahlt er einen Autowäscher, der in der sozialen Hierarchie unter ihm steht.

Indien, Du hast noch einen langen Weg vor Dir...
 

Freitag, 18. April 2008

Stellenmarkt

Hängemattenverkäufer, vier offene Positionen:

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Box and awe

Wenige Tage nach meinem Einzug entdeckte ich sie: Wanderkrümmel! Die Brotkrümmel auf dem Teller in der Spüle wollten nicht bis zum Abwasch warten, sondern machten sich selber auf den Weg an der Wand entlang und verschwanden in einem kleinen Loch an der Decke. Den Krümmeln waren sogar Beine gewachsen: Nun bin ich zwar auf der Suche nach einer Haushaltshilfe, allerdings reicht mir eine mit nur mit zwei Beinen, und nicht gleich ein ganzer Ameisenstaat!

Ich habe mich nun für eine "box and awe" Strategie entschieden: Alles Essbare wird entweder in ameisendichten Boxen oder im Kühlschrank verwahrt, strategische Punkte werden regelmäßig mit Ameisenex besprüht.

Ameisen: Wir können Freunde bleiben, aber haltet Euch von meiner Küche fern!

Freitag, 11. April 2008

Car Sweets

Wenige Wochen nachdem ein Mitarbeiter bei uns angefangen hat, kam er mit einer Schachtel marzipanartiger Vierecke an: "I bought a new car!" Wenig später kam ein weiterer Mitarbeiter mit einer Packung der sehr leckeren Vierecke an: "I bought a new car!" Heute morgen kam der Dritte mit diesen Vierecken, aber diesmal war ich schneller: "You bought a new car?" "Yes, how do you know???"

Und hier sind sie, ich bin überzeugt daß sie unter "car sweets" bei jedem Konditor Indiens bestellt werden können:

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Montag, 7. April 2008

Holy Rafting!

Mein Team besteht inzwischen aus 30 Mitarbeitern. Die Meisten sind erst seit zwei Wochen dabei, die "Erfahrenen" immerhin schon seit fast drei Monaten - Zeit für ein teambuilding: "Encounter the unexpected". Und das taten wir dann auch:


Am Mittwoch abend ging es los: mit dem Nachtzug nach Haridwar, und dann weiter mit dem Bus nach Tehri Garwal. Und hier war schon das erste Mißverständnis: Haridwar ist ein heiliger Ort und wird gerne bei Teambuildings angefahren. Daß wir jedoch noch drei Stunden weiter in die Berge fahren sollten, wurde schon nicht mehr wahrgenommen. Und so geschah es auch mit den Instruktionen "please bring a pullover and rain coat". Wozu auch, in Haridwar wäre es ja auch sommerlich warm. So kamen wir auf 2000m im Nieselregen an, ausgestattet mit Sandalen und T-Shirts. Glücklicherweise hatten einige doch noch die Instruktionen gelesen und teilten nun Pullover und Regenjacken mit den Kollegen - teambuilding erster Test bestanden.

Das weitere Programm war eigentlich als outdoor programm gedacht. Im Laufe des Tages wuchs der Nieselregen aber zum Dauerregen an und wir waren im zugigen Gemeinschaftszelt gefangen. Eine der Indoor-Aufgaben bestand darin einen kurzen Sketch vorzubereiten. Zu meiner Verblüffung kamen überraschend zeitkritische Themen auf die Agenda: die Gleichberechtigung der Frauen in Indien oder die Abtreibung weiblicher Embryos, weil Eltern sich lieber einen Sohn wünschen. In der Zwischenzeit sank die Außenemperatur noch weiter, einzige Wärmequelle: eine Schale mit glühenden Kohlen um die sich das Team drängelte. Die Gesichter wurden länger und länger, aber als nach einer kühlen Nacht am nächsten Tag die Sonne schien, waren alle Qualen vergessen. Offensichtlich hatte die kleine Kohlenschale dazu geführt, daß Alle enger zusammengerückt waren - teambuilding zweiter Test bestanden.

Bei verschiedenen Übungen hatten nun auch die Unerfahrenen Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen und ein Team zu leiten - Teambuilding dritter Test bestanden. Am Nachmittag konnte auch ich mich endlich entspannen und die Landschaft des südlichen Himalaya Gebirges genießen: awesome!

Zum Abschluß ging es am dritten Tag zum Rafting. Im Gegensatz zu ihren deutschen Altersgenossen, die von Bungeejumping bis Fallschirmspringen schon Alles ausprobiert haben, kann man indische Mitarbeiter noch wirklich begeistern. Gletscherkühles Wasser kombiniert mit Nieselregen konnte die Begeisterung nicht abkühlen; daß wir sehr intensiv mit dem heiligen Wasser des Ganges benetzt wurden, war das i-tüpfelchen - teambuilding vierter Test bestanden.

Wahrscheinlich muß ich am Montag einen Container Tempotaschentücher für die Schnupfnasen organisieren...
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