Mein Team besteht inzwischen aus 30 Mitarbeitern. Die Meisten sind erst seit zwei Wochen dabei, die "Erfahrenen" immerhin schon seit fast drei Monaten - Zeit für ein teambuilding: "Encounter the unexpected". Und das taten wir dann auch:
Am Mittwoch abend ging es los: mit dem Nachtzug nach Haridwar, und dann weiter mit dem Bus nach Tehri Garwal. Und hier war schon das erste Mißverständnis: Haridwar ist ein heiliger Ort und wird gerne bei Teambuildings angefahren. Daß wir jedoch noch drei Stunden weiter in die Berge fahren sollten, wurde schon nicht mehr wahrgenommen. Und so geschah es auch mit den Instruktionen "please bring a pullover and rain coat". Wozu auch, in Haridwar wäre es ja auch sommerlich warm. So kamen wir auf 2000m im Nieselregen an, ausgestattet mit Sandalen und T-Shirts. Glücklicherweise hatten einige doch noch die Instruktionen gelesen und teilten nun Pullover und Regenjacken mit den Kollegen - teambuilding erster Test bestanden.
Das weitere Programm war eigentlich als outdoor programm gedacht. Im Laufe des Tages wuchs der Nieselregen aber zum Dauerregen an und wir waren im zugigen Gemeinschaftszelt gefangen. Eine der Indoor-Aufgaben bestand darin einen kurzen Sketch vorzubereiten. Zu meiner Verblüffung kamen überraschend zeitkritische Themen auf die Agenda: die Gleichberechtigung der Frauen in Indien oder die Abtreibung weiblicher Embryos, weil Eltern sich lieber einen Sohn wünschen. In der Zwischenzeit sank die Außenemperatur noch weiter, einzige Wärmequelle: eine Schale mit glühenden Kohlen um die sich das Team drängelte. Die Gesichter wurden länger und länger, aber als nach einer kühlen Nacht am nächsten Tag die Sonne schien, waren alle Qualen vergessen. Offensichtlich hatte die kleine Kohlenschale dazu geführt, daß Alle enger zusammengerückt waren - teambuilding zweiter Test bestanden.
Bei verschiedenen Übungen hatten nun auch die Unerfahrenen Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen und ein Team zu leiten - Teambuilding dritter Test bestanden. Am Nachmittag konnte auch ich mich endlich entspannen und die Landschaft des südlichen Himalaya Gebirges genießen: awesome!
Zum Abschluß ging es am dritten Tag zum Rafting. Im Gegensatz zu ihren deutschen Altersgenossen, die von Bungeejumping bis Fallschirmspringen schon Alles ausprobiert haben, kann man indische Mitarbeiter noch wirklich begeistern. Gletscherkühles Wasser kombiniert mit Nieselregen konnte die Begeisterung nicht abkühlen; daß wir sehr intensiv mit dem heiligen Wasser des Ganges benetzt wurden, war das i-tüpfelchen - teambuilding vierter Test bestanden.
Wahrscheinlich muß ich am Montag einen Container Tempotaschentücher für die Schnupfnasen organisieren...