Da wir immer noch auf der Suche nach Mitarbeitern sind, haben wir uns jetzt direkt an die Quelle begeben: Eine Universität in der Nähe von Agra hatte 500 Studenten zu einem Campus Hiring eingeladen: Die Studenten mussten zunächst einen schriftlichen Test mit technischen Fragen bestehen, die besserere Hälfte durfte nachmittags ihre soft skills in Gruppendiskussionen beweisen und am nächsten Tag die Endauswahl im persönlichen Interview. 35 Studenten sollten am Ende der Aktion die Eintrittskarte zu Reichtum und Wohlstand bekommen - nichts anderes ist ein Arbeitsvertrag mit einem "global player" für indische Studenten. So weit der Plan.
Am Morgen des ersten Tages trafen aber zunächst nur 130 Studenten ein, offensichtlich hatten wir einen schlechten Zeitpunkt während der Abschlußklausuren erwischt. Nach ein paar Tassen Chai waren es dann doch 250 Studenten und wir konnten mit dem Test beginnen. Bei der Auswertung dann die Überraschung: einige Kandidaten hatten überragende Resultate erzielt. Ein scharfer Blick auf die Testbögen zeigte Spuren von "Nachbesserungen". Ein kleiner Tip für die Zukunft: verwendet den gleichen Kugelschreiber wie die Kandidaten für solche Aktionen...
Bei den Gruppendiskussionen wurde einer Gruppe von jeweils sechs Studenten ein Thema vorgegeben, über das sie dann 20 Minuten diskutieren durften: Soll Indien die olympischen Spiele wegen der Situation in Tibet boykottieren? Wie kann Indien die Korruption bekämpfen? Pro und Kontra von Quotenregelungen für den Zugang zu Universitäten? Für uns war aber nicht der Inhalt der Diskussion von Interesse, sondern das Verhalten der Teilnehmer: Wer geht auf die Argumente der Anderen ein, wer kann abwägen, wer profiliert sich auf Kosten der Anderen oder unterdrückt die Beiträge seiner Kollegen?
Nach den Interviews am zweiten Tag blieben dann doch nur zehn Kandidaten übrig, die in drei Wochen ihre ersten Schritte in ihrer Karriere bei uns machen werden. Besonders auffällig: Obwohl nur ca. 10% der 250 Kandidaten Frauen (eigentlich eher Mädchen) waren, schafften es immerhin vier unter die letzten zehn! Offensichtlich sind sie mit größerem Eifer bei der Sache, während sich ihre männlichen Kommilitonen eher mal treiben lassen.
Aber hatte Indien nicht schon eine Ministerpräsidentin, lange vor vielen "entwickelten" Ländern?
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vor 14 Jahren
1 Kommentar:
habe letztens entsetzt festgestellt dass Indien trotz seiner Größe dichter besiedelt ist als Deutschland...
na dann - gibts hier nicht noch Arbeitsplätze für InderINNEN...?
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