Indien schickt Satelliten in den Weltraum, entwickelt Software für Microsoft und Oracle und hat sein eigenes Formel 1 Team. Gleichzeitig kämpft Indien aber immer noch mit dem jahrtausende alten Kastensystem. Hochzeiten über Kastengrenzen hinweg sind immer noch die Ausnahme, der Anteil von "niederen" Kasten (oder "Communities") an wichtigen Positionen in Wirtschaft und Regierung ist immer noch deutlich geringer als ihr Bevölkerungsanteil.
Um die Chancen dieser Communities zu verbessern, gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten eine Quotenregelung für Regierungspositionen und Zugang zu den Universitäten ("Reservations"). Communities, die zu den
Scheduled Tribes (ST) oder
Other Backward Communities (OBC) gehören, kommen auch ohne besondere Qualifikation an gehobene Regierungspositionen oder Studienplätze. Entsprechend begehrt ist die Klassifizierung als ST oder OBC, inzwischen gehören mehr als 24% der indischen Bevölkerung einer der beiden Klassen an.
Im Moment versuchen die
Gujjar aus Rajastan sich einen Status als ST zu sichern. Die Gujjar sind traditionell im Milchhandel tätig, einige von ihnen leben noch als Nomaden. Lange Diskussionen mit der Regierung haben bisher keinen Erfolg gehabt, deshalb haben die Gujjar diese Woche einen
Bandh ausgerufen: Dabei kommt das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand, Straßen und Eisenbahnen werden blockiert und die meisten Geschäfte schließen vorbeugend.
So kamen wir zu einem ungeplanten freien Tag am Donnerstag, wegen der erwarteten Behinderungen haben die meisten Firmen komplett geschlossen. Nicht ganz ohne Grund: Bisher kamen bei den Unruhen in Rajastan 40 Menschen ums Leben, der Polizeiminister musste zurücktreten. Hier geht es zu den Nachrichten:
ZeitungsartikelMan stelle sich nur vor, in Deutschland würden die Milchbauern streiken - was für eine abstruse Idee...