Donnerstag, 26. Juni 2008

EM

Was bei einem kurzen Besuch in Deutschland nach ein paar Monaten Indien besonders auffällt, ist:






Genau: eine unglaubliche Stille. Autos scheinen geräuschlos dahinzuschweben, selbst Busse scheinen von leise summenden Elektromotoren angetrieben zu sein - und niemand hupt! Wer nicht versteht, was ich meine, kann sich ja mal hier oder hier ein Beispiel anhören.

Aber zum Glück gibt es ja die EM - und Autokorsos: Daß das gemeinsame Fahren in einer Autoschlange und lautes Hupen ein Ausdruck der Freude sein sollen, kann ich meinen indischen Kollegen aber wahrscheinlich nicht vermitteln. Schließlich ist das hier der Alltag.

Knapp daneben

Zwei Piloten der Air India gönnten sich ein kleines Nickerchen auf dem Flug nach Mumbai - der Autopilot führte die Maschine nach Goa. Überrascht? Entsetzt? Warum, schließlich sind Piloten auch nur (Air-) Busfahrer....

Hier nachlesen.

Samstag, 7. Juni 2008

Montag? Mittwoch? Freitag?

Seit Anfang Mai brauche ich nicht mehr selber putzen: Roopa kommt dreimal in der Woche und sorgt dafür, daß die Wanderdünen auf meinen Balkons sich nicht auch noch in der Wohnung verbreiten: Die Wüsten Rajastans sind nicht weit; Wüstenstaub und Fenster, die nicht dicht schließen, sind keine gute Kombination für deutsche Hausfrauen!

Roopa spricht fließend "Cleaning, Sir?", und vergißt schon mal, an welchen Tagen sie eigentlich kommen soll (Montag, Mittwoch, Freitag). Deshalb habe ich mir angewöhnt, sie jedesmal an den nächsten Termin zu erinnern (Somvaar, Budvaar, Shukravaar) - Dank Sprachführer kein Problem.

Voller Stolz über meine neuen Sprachkenntnisse habe ich diese mit meinen indischen Kollegen ausprobiert - und mußte feststellen, daß Wochentage offensichtlich keine Bedeutung haben: Wie kleine Schuljungen zählen sie die Tage an den Händen ab, bevor sie feststellen, daß Shukravaar Freitag ist...

Vorsicht bei Flügen mit Air India :-)

Sonntag, 1. Juni 2008

Gujjar Bandh

Indien schickt Satelliten in den Weltraum, entwickelt Software für Microsoft und Oracle und hat sein eigenes Formel 1 Team. Gleichzeitig kämpft Indien aber immer noch mit dem jahrtausende alten Kastensystem. Hochzeiten über Kastengrenzen hinweg sind immer noch die Ausnahme, der Anteil von "niederen" Kasten (oder "Communities") an wichtigen Positionen in Wirtschaft und Regierung ist immer noch deutlich geringer als ihr Bevölkerungsanteil.

Um die Chancen dieser Communities zu verbessern, gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten eine Quotenregelung für Regierungspositionen und Zugang zu den Universitäten ("Reservations"). Communities, die zu den Scheduled Tribes (ST) oder Other Backward Communities (OBC) gehören, kommen auch ohne besondere Qualifikation an gehobene Regierungspositionen oder Studienplätze. Entsprechend begehrt ist die Klassifizierung als ST oder OBC, inzwischen gehören mehr als 24% der indischen Bevölkerung einer der beiden Klassen an.

Im Moment versuchen die Gujjar aus Rajastan sich einen Status als ST zu sichern. Die Gujjar sind traditionell im Milchhandel tätig, einige von ihnen leben noch als Nomaden. Lange Diskussionen mit der Regierung haben bisher keinen Erfolg gehabt, deshalb haben die Gujjar diese Woche einen Bandh ausgerufen: Dabei kommt das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand, Straßen und Eisenbahnen werden blockiert und die meisten Geschäfte schließen vorbeugend.

So kamen wir zu einem ungeplanten freien Tag am Donnerstag, wegen der erwarteten Behinderungen haben die meisten Firmen komplett geschlossen. Nicht ganz ohne Grund: Bisher kamen bei den Unruhen in Rajastan 40 Menschen ums Leben, der Polizeiminister musste zurücktreten. Hier geht es zu den Nachrichten: Zeitungsartikel

Man stelle sich nur vor, in Deutschland würden die Milchbauern streiken - was für eine abstruse Idee...

Shoppingbummel



PS: Ich bin ab dem 13.6. für zwei Wochen in D, Einladungen werden ab sofort angenommen! :-)