Montag, 28. Dezember 2009

Warum VW in Indien keinen Erfolg haben wird

VW hat in Indien mit großem Tamtam ein neues Werk eröffnet. Als Teil der Medienkampagne wurden komplette Ausgaben der Tagespresse von der ersten bis zur letzten Seite mit VW Anzeigen versehen, dazu gehört auch Deutschunterricht für die indische Kundschaft. In der Pressemitteilung versteigt sich die (offensichtlich deutsche) Marketingabteilung sogar zu der Behauptung "The plant epitomizes the true essence of “Indian spirit meets German excellence”." Was soll das sein? etwa ein "Bindispiegel" statt des "Make-up Spiegels"? Oder vielleicht ein Dachhimmel mit Teppichfransen und Spiegelchen?
Allerdings ist z.B. der Golf vollkommen untauglich für den indischen Markt, wie man direkt nach dem Einsteigen feststellen kann:


Das Problem? Die Hupe ist in der Mitte des Lenkrades angebracht. Diese Position eignet sich lediglich für ein deutsch-belehrendes TUUUUT!, für ein indisch-entspannt kontinuierliches tüt-tüüt-tüt-tüt ist die Hupe viel zu weit von der Daumenwurzel entfernt, die auf dem Lenkrad ruht und die Hupe ohne großen Aufwand betätigt - vollkommen ungeeignet für die indischen Fahrgewohnheiten.

Und so wird sich eine milliardenschwere Investition in einem indischen Hupkonzert auflösen...

Montag, 14. Dezember 2009

Indien auf dem Weg ins 21. Jahrhundert

Vor ein paar Tage bat ein Mitarbeiter um ein paar Tage Urlaub wegen "persönlicher Angelegenheiten". Heute morgen kam er wieder ins Büro, frisch verheiratet: Die Hochzeit fand gegen den Widerstand der Brauteltern statt: Braut und Bräutigam gehören verschiedenen Kasten an. Als "Gupta" gehört der Bräutigam zwar zur höchsten Kaste der Brahmanen, die Braut ist aber als Manglik an einem Tag geboren, als der Mars im zweiten, vierten, siebten, achten oder zwölften Haus des Aszendenten stand und somit eine tödliche Gefahr für einen nicht-Manglik Ehemann - so sehen es zumindest die konservativen Brauteltern. Möglicherweise habe ich nicht Alles richtig verstanden, die Brauteltern haben aber ihre Tochter verstoßen und wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben.

Alles Gute für die Jungvermählten, egal was der Mars sagt!

Sonntag, 13. Dezember 2009

Montag, 23. November 2009

Tigerpirsch

In der Nähe von Kajuraho liegt der Panna Nationalpark. Bei der letzten Zählung gab es dort noch mehr als 30 Tiger. Die Luft ist für Bewohner von Delhi ungewohnt frisch, und ohne das permanente Hupkonzert kann man sogar Vögel singen hören. Die beste Zeit zur Beobachtung von Tigern ist am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang. Und nachdem wir den Park kreuz und quer durchsucht hatten, kam die Belohnung: Im hohen Gras kaum zu erkennen, aber der schwarz-gelbe Ringelschwanz verriet ihn (oder sie?): Ein Tiger!!

Noch mehr Tigerfotos gibt es hier:

Mittwoch, 18. November 2009

Kunstgeschichte

In der Mitte Indiens liegt Khajurao. Dort haben vor 1000 Jahren die Chandelas Dutzende von Tempeln errichtet. Warum sich die Chandelas ausgerechnet Khajurao aussuchten, hat sich im Laufe der Jahrhunderte verloren. Heute sind die Tempel eine Attraktion für alle Indienreisenden - von allen Besuchern wird die herausragende Handwerkskunst der Erbauer gelobt, die mit großer Liebe zum Detail Szenen aus dem Alltag darstellten:

Für manche Besucher sind die Darstellungen "lehrreich", wer hätte gedacht, daß Pferde nicht nur zum Reiten genutzt wurden:

Für die kunstgeschichtlich interessierten Leser gibt es hier noch weitere plastische Darstellungen:

Frischluft

Es ist Winter in Delhi, die Temperaturen steigen tagsüber nur mit Mühe über 25 Grad, nachts fallen die Temperaturen bis auf 15 Grad. Neben den Temperaturen hat sich aber auch die Luft verändert: es riecht nach Winter. Winter? Riechen? Wer in den 90er Jahren in Osteuropa war, weiß wovon ich rede: ein leicht fauliger Geruch, verbunden mit trüber Sicht in Bodenhöhe.

Die durchschnittliche Feinstaubbelastung in Delhi liegt bei über 200µg, bei 50µg können deutsche Städte Fahrverbote verhängen. Aber ab April wird alles besser: Dann gibt es in Delhi nur noch "Ultra low Sulphur Diesel", dessen Schwefelgehalt nur noch 50 ppm (parts per million) betragen soll. Im Vergleich zu den heute üblichen 350 ppm hört sich das nach einer großen Verbesserung an - der internationale Grenzwert liegt allerdings bei 15 ppm...

Dienstag, 10. November 2009

Rasen betreten verboten!



...von Schlafen verboten steht da nichts.

Samstag, 17. Oktober 2009

Sonntag, 11. Oktober 2009

Begriffe des Alltags: "dicht" (2)

Vor wenigen Wochen hat Indien sein erstes Atom U-boot in Dienst gestellt.


Hoffentlich wurde es nicht vom selben Hersteller wie unsere Kaffeebecher geliefert.

Samstag, 3. Oktober 2009

Wachstum

Choice plus, size plus:


Nicht nur die Wirtschaft wächst in Indien mit 6-8% jährlich, offensichtlich auch die Konfektionsgrößen.

Samstag, 5. September 2009

Showing off

Einer der Grundbegriffe zum Verständnis des modernen Indiens: Showing off - Angeben. Wer's hat, der zeigt's auch. Wozu hat man sonst die Kohle?

Einer der derzeit besten Orte für weitere Beobachtungen: Zest, das neue Restaurant in Asiens(!) selbernannter "finest luxury destination". Oder einfach "The place to be" für die Schönen, die Reichen und die, die sich dafür halten. Armani, Cartier, Versace und Co bieten ihre Waren an. Wer auf Schnäppchen hofft, kann sich die Anreise sparen: die Königsallee ist preiswerter.

Ab acht Uhr beginnt das Schaulaufen im Zest. Die Damen, je nach Alter, im feinen Sari oder im kniekurzen Kleidchen mit freien Schultern - für Indien ist das atemberaubend. Dazu Make-up im Gegenwert des Monatseinkommens ihrer Maid. Die Herren sind eher lässig gekleidet, am Handgelenk dafür gerne eine Breitling oder andere Produkte aus schweizer Präzisionsmechanik. Vor der Tür stehen BMW (natürlich nur die M-Serie), Porsche, Bugatti.

Und mittendrin: Ein paar lästernde Expats in Freizeitkleidung...

Mittwoch, 2. September 2009

Montag, 31. August 2009

Spiel, Satz und Match

Nanu, Tennisspielen im Supermarkt?



Weit gefehlt, die junge Dame ist als Fliegenfängerin beschäftigt: Der "Tennisschläger" steht unter Hochspannung, bei jedem Matchball lässt eine Fliege mit einem kurzen "bzzzt!" ihr Leben hinter sich.

Sonntag, 16. August 2009

Gotteslästerung

Bei der bloßen Erwähnung seines Namens werden Frauen weltweit ohnmächtig: Shah Rukh Khan - SRK. Sein Hüftschwung hat unzählige Bollywood Filmen zu Blockbustern gemacht.

Eine ganz andere Wirkung hatte sein Name auf den Beamten der US Einwanderungsbehörde am Flughafen von Newark: "Your name is Khan? Please step aside for a secondary interview". Mit seinem muslimischen Namen war er im Netz der amerikanischen Terrorfahndung hängengeblieben. Daß seine Kollegen den Filmstar erkannten, beeindruckte den Beamten kein bißchen - Dienst ist Dienst. Nach mehr als einer Stunde durfte SRK endlich einreisen. Die indischen Zeitungen bringen den "Skandal" auf der ersten Seite, der Botschafter der USA in Indien versucht die Wellen zu glätten.

SRK hat übrigens gerade die Dreharbeiten für seinen neuesten Film "My name is Khan" abgeschlossen. In dem Film geht es um die Erfahrungen eines Muslims in den USA mit der Fahndung nach ethnischen Merkmalen.

Freitag, 14. August 2009

Imageprobleme

Für moderne Inder gibt es nichts wichtigeres als einen hellen Teint: Wer blaß ist, strahlt beruflichen Erfolg aus. Die Werbepausen im Abendprogramm sind gefüllt mit hautaufhellenden Produkten großer Kosmetikmarken - die gleichen Marken preisen in Europa selbstbräunende Crèmes an.

Manchmal treibt die Angst vor ein wenig Bräune seltsame Blüten: Ein Kollege hat von seiner Frau den Auftrag bekommen, vor der Urlaubsreise auf jeden Fall noch Sonnencrème einzukaufen. Die Reise geht nach ... Finnland!

Samstag, 1. August 2009

Deutsch für Expats

Reisen bildet, und im Ausland Arbeiten erst Recht: So lernt man nicht nur fremde Sprachen, sondern auch vollständig neue Wörter in der eigenen Muttersprache.

Diese Woche habe ich meine deutsche Steuererklärung für 2008 erhalten, darin tauchte der Begriff "Welteinkommensprinzip" auf: Peer Steinbrück verschiebt mein deutsches Einkommen in den oberen Bereich der Steuerprogression, weil mein "weltweites Einkommen" auch mein indisches Gehalt berücksichtigt. Und schon hält Peer die Hand auf und fordert eine saftige Nachzahlung.

Und es geht dabei um mehr als den Gegenwert einer einzelnen Tafel Schokolade...

Donnerstag, 23. Juli 2009

Werbepause

Zeit für eine kurze Unterbrechung:



Mittwoch, 22. Juli 2009

SoFi

Erinnert sich noch jemand an die Sonnenfinsternis 1999 in Deutschland und die albernen Sofi-Brillen? Heute morgen zog eine Sonnenfinsternis über große Teile von Indien:


Irgendwie habe ich mir die weisen Männer Indiens anders vorgestellt...

Sonntag, 19. Juli 2009

Bijli chali gayee

Zu den Geräuschen an die man sich schnell gewöhnt, gehört das Brummen und Knattern von Stromgeneratoren. Zu jeder Tages und Nachtzeit liegt das Brummen in der Luft, ganze Neubaugebiete werden ausschließlich über Stromgeneratoren versorgt weil die Stromversorger mit dem Ausbau der Netze nicht hinterherkommen. Da bleibt natürlich keine Zeit, für eine "ordentliche" Installation:

Hochspannungskabel werden auch schon mal einfach mit Wickeldraht zusammengeknotet:

"Bijli chali gayee" heißt übrigens "Der Strom ist ausgefallen" und ist ein häufig gebrauchter Satz.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Monsun

Letzte Woche entlud sich die Hitze in einem Gewitter, Tunnel wurden überflutet, der Flughafen gesperrt, Keller liefen voll. Hier ein Bild aus meiner Tiefgarage - in Düsseldorf:


Nordindien wartet immer noch verzweifelt auf den ersten Monsunregen.

Samstag, 4. Juli 2009

Ladakh für's Heimkino

Für Alle, denen die Anreise zu weit ist - einfach hier klicken und zurücklehnen:

Dienstag, 23. Juni 2009

On top of the world

Leh, die Hauptstadt Ladakhs, liegt auf 3500m. Als Flachlandtiroler muß man da erstmal tief durchatmen. Die Straßen Ladakhs gehören zu den höchsten der Welt, der Kardung La Pass und der Chang La Pass erreichen jeweils eine Höhe von mehr als 5300m. Dankenswerterweise hat man beim Bau der Straßen auf störende Leitplanken oder Schutzwände verzichtet, so kann man ungestört den Blick in tiefe Abgründe genießen. Die Brücken sind nur "For one vehicle at a time" und alles Andere als vertrauensbildend. Auf den letzten hundert (Höhen-) Metern sind die Straßen ungepflastert und nur unwesentlich breiter als die LKW. Nicht jeder kriegt die Kurve:

Sonntag, 21. Juni 2009

Ladakh, das andere Indien

Hoch im Norden Indiens, an der Grenze zu Tibet liegt Ladakh. Hier ein Vorgeschmack vom Lamayuru Festival, mehr folgt in Kürze:


Montag, 15. Juni 2009

Mein erstes Mal

Keine Angst, es bleibt jugendfrei: Gestern bin ich zum ersten Mal in Indien autogefahren. Sonntagnachmittag schien mir geeignet für dieses Abenteuer.

Es ist eigentlich ganz einfach, man muß sich nur freimachen von engstirnigen Konzepten wie "Spurtreue" oder "umsichtige Fahrweise". Einfach tief einatmen und entspannen, dann je nach Anzahl der verbleibenden Leben bis zur Erlösung einfach drauflos fahren. Jeder ist für die Straße vor dem eigenen Gefährt verantwortlich, deswegen benötigt man keine Rückspiegel: der Hintermann wird schon bremsen bei einem plötzlichen Spurwechsel. Wer nicht hupt, der verliert.

Mein Fahrer war übrigens gar nicht entspannt. Er saß neben mir auf dem für ihn ungewohnten Beifahrersitz

Donnerstag, 11. Juni 2009

Kein Billy für Indien

Wonach sehnt sich die aufstrebende indische Mittelschicht? Wenn man einer schwedischen Möbelkette Glauben schenken darf, dann können das nur ein Billy Regal oder ein Klippan Sofa sein. Um diese Wünsche zu erfüllen, plante IKEA 25 Smålländer mit dazugehörenden Einrichtungshäusern über Indien zu verteilen.

Nun hat IKEA diese Pläne zunächst auf Eis gelegt, da sich kein finanzkräftiger indischer Partner gefunden hat. Immerhin waren eine Milliarde Dollar gefragt.

Köttbullar hätte man wahrscheinlich eh vergeblich auf der Speisekarte gesucht.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Neue Deutsche Welle

Sommer - die schlechte Jahreszeit hat begonnen: Die Temperaturen steigen regelmäßig über 40°, in kühlen Nächten geht es auch nicht weiter runter als bis auf 28°, die Klimaanlage im Büro bringt nur noch ein warmes Lüftchen in die Räume.

Und plötzlich erinnert man sich wieder an die 80er Jahre:



Ich möchte ein Eisbär sein, am kalten Polar!

Sonntag, 31. Mai 2009

Bescheidenheit

Der Gesundheitsminister von Karnatka, einem indischen Bundesstaat, hat es diese Woche in die Schlagzeilen der Zeitungen geschafft. Allerdings nicht mit mit einer Gesudheitsreform, sondern mit der Hochzeit seines Sohnes: Zu der erschienen 40.000 (genau: vierzigtausend) geladene Gäste, für die VIP Gäste pendelten vier Hubschrauber zwischen der Landeshauptstadt und dem Ort der Hochzeit, 200 Köche sorgten für das Wohl der Gäste. Die geschätzten Kosten betrugen mehr als 3 Millionen Euro.

Aber wer würde bei durchschnittlich 80 Euro pro Gast von Verschwendungssucht reden?

Freitag, 29. Mai 2009

Gruß aus der Heimat

Auszug aus dem Protokoll der Eigentümerversammlung: "Bekanntlich wurde die Gelbe Tonne nicht geleert. Herr L. hat in mühevoller Arbeit festgestellt, daß Familie M. hier falschen Müll entsorgt hat. Er hat Frau M. daraufhin angesprochen, die Besserung versprach."

Wie schön, daß es in Deutschland keine anderen Probleme gibt...

Sonntag, 24. Mai 2009

Neue Geschäftsmodelle?

Während im Rest der Welt Finanzinstitute zusammenbrechen oder nur mit milliardenschwerer Unterstützung der Regierungen überleben, hat in Bihar eine neue Bank eröffnet. Für Hochzeiten und andere Familienfeiern vergibt sie zinsfreie Darlehen. Für Ausbildungsdarlehen verlangt sie lediglich 2-4%, wobei Antragsteller mit geringem Einkommen niedrigere Zinsen zahlen müssen. Auch die Zinssätze für Geschäftsdarlehen liegen unter dem Marktdurchschnitt. Die Bank wurde von der kommunistischen Partei gegründet, die so versucht die Anzahl ihrer Anhänger zu erhöhen.

Das Geschäftsmodell der Bank ist allerdings etwas ungewöhnlich: Sie finanziert sich aus ... Entführungen und Banküberfällen!

Hier zum Nachlesen.

Samstag, 23. Mai 2009

Im Bann der Maharadjas

OK, ich war ein wenig schreibfaul in den letzten Tagen. Freundlicherweise hat sich die Süddeutsche Zeitung bereiterklärt einen Artikel über Gurgaon zu verfassen. Hier geht es zum Artikel

Freitag, 3. April 2009

Er ist da!

Tata Nano, der Schrecken der westlichen Autoindustrie: ein vollwertiges Familienauto für 1600€! Wer braucht denn noch ein SUV für die Familie, jetzt, wo es den Nano gibt:



Termine für die Probefahrt können hier reserviert werden.

Mittwoch, 25. März 2009

Holland

Indien geht wählen. 700 Millionen Menschen, darunter mehr als 200 Millionen Analphabeten gehen ab Mitte April zu den Urnen und wählen ihr neues Parlament. "Ab Mitte April"? Genau, die Wahlen in den verschiedenen Bundesstaaten werden über vier Wochen verteilt - so kann die Polizei die Sicherheit gewährleisten: Die Emotionen gehen gelegentlich mit den Wahlkämpfern durch und aus einem verbalen Schlagabtausch wird ein echter Faustkampf. Die massive Polizeipräsenz sorgt für mehr Selbstbeherrschung.

Ab Mitte April sollte aber auch die indische Kricketsaison wieder beginnen. Auch beim Kricket gehen die Emotionen gelegentlich mit den Fans durch. Die Sicherheitsbehörden sahen sich nicht in der Lage, gleichzeitig sichere Wahlen und sichere Kricketspiele zu gewährleisten. Die Meisterschaft verschieben? Unmöglich, Kricket ist big business und im Juni beginnt der Monsun. Die Wahlen verschieben? Hmm, aber nein, wer würde an so etwas denken... Die Lösung: die gesamte Kricketliga zieht für sechs Wochen nach Südafrika um, die Spiele werden zur Primetime im indischen Fernsehen übertragen.

Man stelle sich vor - der DFB entschiede sich die Bundesliga nach Holland zu verlagern...

Montag, 23. März 2009

Sonntag, 22. März 2009

"Big boat is coming, wait!"

Meine schwerverdiente Urlaubsreise hat mich an einen etwas abgelegenen Ort geführt: die Lakshadweep Inseln im Westen Indiens locken mit unberührten Tauchgebieten, fernab von Neckermann Pauschaltouristen. Allerdings ist der Weg dorthin auch etwas umständlicher: Zur Hauptinsel braucht man ab Delhi drei Flüge, dann geht es mit dem Boot 60km weiter auf die Kadmat Insel. Man ist aus Dehli schneller in New York als auf den Lakshadweep Inseln.

Von der Tauchbasis hatte man mir versichert, ich könnte mit dem "big boat" fahren, und bräuchte nicht das Fischerboot zu nehmen. Während die Einheimischen in kleine Nußschalen stiegen, wartete ich also auf mein Big Boat. Was dann kam, erinnerte mich aber eher an Berichte über Flüchtlingsströme aus Afrika:



Zwanzig Minuten später tauchte aber das wahre Big Boat auf, das mich dann zur Kadmat Insel brachte:



Zwei Tage vor meiner Rückkehr stellte sich heraus, daß der Fährplan leider nicht mit dem Flugplan abgestimmt war. Der andere Tourist (wir waren nur zu zweit auf der Insel) hatte seinen Flieger verpasst. Einzige Möglichkeit zur pünktlichen Rückkehr: Ein sechsstündiger Transfer mit einem Fischerboot, Abfahrt morgens um fünf. Die See war ruhig, ich habe mit den Fischern Kekse gegen Kokosnüsse getauscht und wir haben Tee getrunken.



Zwischendurch war ich natürlich ein paar Tage tauchen: Wie gesagt, unberührt von Neckermännern ;-)

Für die Daheimgebliebenen hier ein paar Eindrücke:

Lakshadweep

Freitag, 13. März 2009

Reif für die Insel

Noch 'ne Hochzeit: glitzernde Saris, klimpernde Bangels, 100 Meter Buffet für mehrere hundert Gäste - alles wie gehabt. Mein Vermieter hatte mich zur Hochzeit seines Neffen eingeladen und mich seinem Schwager, dem Bruder seines Schwagers, dem Schwager seines Schwagers und noch ein paar anderen Schwagern vorgestellt: Besucher aus dem Ausland sind die wahren Statussymbole auf indischen Hochzeiten...

Und weil das Leben in Indien sooo anstrengend ist, gönnt die Firma ihren unterbezahlten Expats einen Erholungsurlaub. Ab morgen bin ich hier:


Größere Kartenansicht

Samstag, 7. März 2009

Bollywood bei B-Olly-Wood

Zum einjährigen Jahrestag meines Umzugs habe ich endlich die passende Dekoration für mein Wohnzimmer gefunden. Bei einem Streifzug durch die Hinterhöfe von Hauz Khas im Süden Delhis fand ich einen Laden für alte Bollywood Plakate. Aus einem hohen Stapel habe ich mich für "Kabli Khan" und "Dharti Maiyya" entschieden:

Samstag, 28. Februar 2009

Grenzkarneval

Während sich die beiden Atommächte Indien und Pakistan bis an die Zähne bewaffnet entlang ihrer Grenze belauern, findet an der Grenze in Attari jeden Abend eine Art Grenzschließungskarneval statt. Herausgeputzt wie die Gockel zelebrieren die Grenzsoldaten die Schließung der Grenze in einer perfekt abgestimmten Zeremonie. Alles unter der Aufsicht und dem Applaus von mehreren Tausend Indern und Pakistani. Für dieses Spektakel haben beide Länder ein Stadion errichtet, in der Mitte getrennt durch das Grenztor. 

Das Vorprogramm:
Ein Olli-Pocher-Verschnitt heizt auf der indischen Seite die Menge ein. Zu patriotischer Musik dürfen indische Frauen mit der Fahne vor der Tribüne entlanglaufen. Erste Rufe der Begeisterung erschallen aus dem Publikum. 

Dann: von pakistanischer Seite klingt Popmusik über die Grenze. Diese Provokation kann nicht unbeantwortet bleiben, schließlich ist Indien das Heimatland Bollywoods. Die Lautsprecher werden bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit aufgedreht, Dutzende Inderinnen tanzen jetzt auf der Straße vor dem Tor.


Das Hauptprogramm:
Auf beiden Seiten der Grenze treten die Soldaten zur offiziellen Grenzschließung an. Indische und pakistanische "Verteidiger des Vaterlandes" paradieren vor dem Tor, knallen ihre Absätze auf den Asphalt und schauen ihren "Gegnern" ganz, ganz böse in die Augen. Olli Pocher feuert die Menge mit immer neuen "Hindustan!" Rufen an, begeistert erklingt die Antwort "Autofahr'n". Von der anderen Seite der Grenze erklingen immer wieder "Pakistan! Kühe, Kühe" Rufe - vielleicht muß ich noch etwas an meinem Hindi arbeiten?



Nach einer Stunde ist das ganze Spektakel vorbei, bis zum nächsten Tag.

Dienstag, 24. Februar 2009

Geht nicht gibt's nicht!

Immer wieder überraschend ist der Einfallsreichtum indischer Handwerker. Eine Laterne steht zu nahe an der Fassade? Kein Problem, der Laternenmast wird einfach in den Balkon integriert:



Aber warum es nicht möglich ist, Fenster zu bauen die dicht sind, bleibt ein Rätsel...


Montag, 23. Februar 2009

Noch'n langes Wochenende

Shivas Geburtstag am Montag gab mir Gelegenheit für einen weiteren Ausflug, diesmal nach Amritsar, der heiligen Stadt der Sikhs. Leider hat meine Kamera den Besitzer gewechselt, deswegen gibt es bis auf weiteres nur Handy-Fotos und Videos. In Kürze mehr.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Erdkunde: mangelhaft

Heute kam ich auf die Idee, unsere Projekte auf einer Karte darstellen zu lassen. Schließlich arbeiten wir mit Kollegen von der ganzen Welt zusammen, da kann man schnell eine Weltreise im Kopf zusammenstellen. Gesagt, getan: Ich bat unsere Assistentin, heute Schweden und Bangladesch auf der Karte zu markieren. Daß Schweden eine Herausforderung werden könnte, habe ich mir schon fast gedacht. Ein Land, das weniger Einwohner als ein mittlere indische Stadt hat? Wer soll sich das denn merken.  Als sie mich aber nach Bangladesch fragte, war ich dann doch überrascht, schließlich war Bangladesch bis zur Unabhängigkeit Teil von Britisch Indien und Bangladeschi gelten immer noch als die armen Vettern von nebenan, sozusagen die Österreicher Indiens.

Aber mit mangelhaften Erdkundekenntnissen konnte man bis vor kurzem ja sogar US Präsident werden.

Samstag, 31. Januar 2009

Krise? Was für eine Krise?

Während die Regierungen der westlichen Welt besorgt auf den Einfluß der Finanzkrise auf das Konsumverhalten ihrer Bürger blicken, scheint die Welt des Konsums in Indien noch in Ordnung: Ein Laden in Delhi darf sich jetzt mit dem Titel "höchste Miete pro Quadratmeter - weltweit" schmücken. Ein ca. 12m2 "großer" Laden hat eine monatliche Miete von fast 20.000€ erzielt. Damit ist die Miete 20% höher als für einen vergleichbaren Laden auf der 5th Avenue und doppelt so hoch wie auf den Champs Elysées.

Hat da jemand "Rezession" gesagt?

Dienstag, 27. Januar 2009

Die wahre Rheinpromenade

Blauer Himmel, Frühstück auf der Dachterrasse, die Sonne spiegelt sich im Ganges während Pilger ein rituelles Bad nehmen: Varanasi, eine der ältesten Städte der Welt. 

Wer hier stirbt, kann den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt aufhalten, wer ein Bad im Ganges nimmt, verbessert zumindest seine Chancen auf ein besseres Schicksal im nächsten Leben - glauben zumindest die Hindus. Entlang des Ganges reihen sich die Badestellen, die Ghats: Düsseldorfer können sich Varanasi wie eine indische Version der Rheinpromenade vorstellen, allerdings mit ein paar kleinen Änderungen im Detail: statt Schickimicki Hündchen laufen Kühe auf der Promenade, statt Champagner wird Chai angeboten und statt nach Chanel riecht es eher ländlich. Und weil Varanasi größer als Düsseldorf ist, ist seine Promenade auch deutlich länger.

Varanasi Ghats

Montagmorgen war ein besonders glücksverheissender Augenblick für ein Bad: Neumond und eine teilweise Sonnenfinsternis. In Scharen kamen die Gläubigen angereist für diesen Augenblick, ein Gewirr von bunten Saris umgibt die wenigen Touristen - Indien für Fotografen.

Varanasi Montagmorgen

Und dann gibt es doch einen etwas größeren Unterschied: die burning Ghats. Hier werden die Toten von Ihren Angehörigen verbrannt. In kurzen Abständen tragen die Angehörigen ihre Toten durch die engen Gassen der Altstadt, gehüllt in ein Leinentuch. Die Verbrennungen finden direkt neben den normalen Ghats statt, das Brennholz liegt in hohen Stapeln bereit. Nur wenige Meter weiter wird gebadet oder Wäsche gewaschen. Der Tod gehört zum Leben dazu - Indien für Fortgeschrittene.

Varanasi Burning Ghats

In der Innenstadt hat sich wahrscheinlich in den letzten 20 Jahren nur wenig verändert. Die Klingeln der Fahradrikschas übertönen noch die Hupen der Autos - Indien für Nostalgiker.

Varanasi Straßenszenen

Und es gibt noch einen weiteren Unterschied zu Düsseldorf: als heilige Stadt ist Varanasi trocken und es gibt kein Bier in der ganzen Stadt!

Montag, 26. Januar 2009

sneak preview

Gesättigt von klimatisierter Wohnung und Großraumbüro habe ich mich an diesem Wochenende auf die Suche nach dem "echten Indien" begeben - und bin fündig geworden. Vorab ein paar Eindrücke im Film, mehr folgt in Kürze.


"finde die Kuh":

Freitag, 9. Januar 2009

Sorry no petrol

Während Europa besorgt auf die Gasventile in der Ukraine schaut, gibt es hier ein ganz ähnliches Problem: Das Personal in den wichtigsten Raffinerien Indiens ist im Streik. Heute morgen bei der Fahrt ins Büro fiel es mir auf: wesentlich weniger Autos auf den Straßen - die standen nämlich in langen Schlangen vor den wenigen Tankstellen, die noch nicht ausverkauft hatten:

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Zum Glück hatte ich noch vorgestern vollgetankt und dieses Schild konnte mich - noch nicht- beunruhigen. 

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Inzwischen ist der Streik beendet - freie Fahrt für freie Bürger! 

(Fotos von Hindustan Times)

Mittwoch, 7. Januar 2009

ein Jahr

Kinder, wie die Zeit vergeht...

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